Jaspert, Nikolas, Die Kreuzzüge (= Geschichte Kompakt Mittelalter). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003. IX, 180 S.

 

Das Interesse an Geschichte wächst in der Gesellschaft unserer Zeit. Interessierte, Lehrende und Lernende fragen deshalb nach verlässlicher Information, die komplexe und komplizierte Inhalte konzentriert, übersichtlich konzipiert und gut lesbar darstellt. Für die Kreuzzüge – oder vielmehr dasjenige, was zu Recht oder zu Unrecht mit ihnen assoziiert wird – versucht die erforderliche Antwort im vorgegebenen Rahmen von 160 Seiten der Erlanger Mediävist Nikolaus Jaspert.

 

In der Diskussion um den Kreuzzug entscheidet er sich für einen Mittelweg. Kreuzzug ist jeder vom Papst ausgerufene und mit der Zusage eines Ablasses ausgestattete Kriegszug gegen Feinde des Glaubens und der Kirche. Aber im Mittelpunkt stehen die bekannten Züge in den Orient, denen gegenüber die Unternehmen in Spanien, an der Ostsee oder im Inneren im Hintergrund bleiben.

 

Bei den Vorbedingungen greift der Verfasser bis zu Augustinus und zur Hedschra Mohammeds von Mekka nach Medina zurück. Vor diesem Zeithorizont beschreibt er Christentum, Islam und Heidentum am Ende des 11. Jahrhunderts und zeigt ihre unterschiedlichen Konflikte bereits vor 1095 auf. Dabei tritt der östlichen Ausdehnung des Islam eine westliche Expansion des Christentums gegenüber, aus welcher der Reformpapsttum und Ritter vereinende Kreuzzugsgedanke erwächst.

 

Sein unmittelbares Ergebnis sind die Kreuzzüge in den Orient, deren Verlauf der Verfasser klar und knapp schildert. Dabei erörtert er praktische Probleme ebenso wie kritische Stimmen. Überzeugend stellt er auch die islamische Sicht dar.

 

Als augenscheinlicher Gewinn entstehen die Kreuzfahrerherrschaften. In ihnen werden Herrschaft und Gesellschaft ebenso beschrieben wie Wirtschaft und Recht. Besonders herausgearbeitet werden Stellung und Bedeutung der Kirchen Palästinas.

 

In den drei abschließenden Kapiteln behandelt der Verfasser die europäischen Kreuzzüge einschließlich des Kampfes gegen die Feinde im Innern, die Ritterorden und die Folgen der aus einer gewalttätigen Welt entstandenen, Kulturtransfer bewirkenden Kreuzzüge. Drei übersichtliche Karten veranschaulichen den Text geographisch. Auswahlbibliographie und Register erschließen ihn für den interessierten, Vertiefung anstrebenden Leser.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler