Martí i Castell, Juan, Estudi lingüístic dels Usatges de Barcelona. El codi a mitjan segle XII (= Textos i Estudis de Cultura Catalana 86). Curial Edicions Catalanes, Publicacions de l’Abadia de Montserrat, Barcelona 2002, 185 S.

 

Die Usatges de Barcelona bilden ein wichtiges Rechtsbuch, dessen Grundlagen in verschiedenen Jahrhunderten ausgebildet wurden und die sowohl in lateinischer als auch altkatalanischer Sprache (Versionen bereits aus dem 13. Jahrhundert) überliefert sind[1]. Die Usatges wurden anlässlich von Hoftagen verkündet und nachträglich zu einem Ganzen zusammengestellt[2]. Über die Spuren, die die Usatges von der mittelalterlichen Friedensbewegung aufweisen, welche in Katalonien mit dem Konzil von Toulouges (1027) Einzug hielt, hat insbesondere der katalanische Historiker Gener Gonzalvo i Bou geforscht[3]; letzterer widmete sich vor allem den verschiedenen katalanischen Versionen der Friedenstexte. Die Usatges de Barcelona sind aber nicht nur für Linguisten, sondern gleichermaßen für Historiker von hohem Interesse.

 

Juan Martí i Castell, ordentlicher Professor an der Universität Rovira i Virgili und Mitglied der philologischen Sektion des Instituts d’Estudis Catalanes, präsentiert mit diesem Werk eine wertvolle Analyse der Sprache der Usatges, so wie sie in der katalanischen Version basierend auf dem Manuskript der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstand und im Archiv der aragonesischen Krone konserviert ist und unter der Leitung von Joan Bastardas[4] herausgegeben wurde. Es handelt sich um ein archaisches und nicht literarisches Katalanisch, welches in allen linguistischen Hauptsparten untersucht wird, nämlich der Phonetik, der Phonologie, der Morphologie, der Syntax und der Lexik. Die feststehende Datierung des Manuskriptes erlaubt es obendrein, gewisse sprachliche Formen, die bisher von etlichen Philologen anders datiert wurden, neu zu bestimmen. Auch gelingt es dem Autor eindrucksvoll, aufzuzeigen, inwieweit der germanische Einfluss sich auf das Altkatalanische ausgewirkt hat. Daher ist das lexikalische Verzeichnis, das Martí i Castell vorlegt, von Wichtigkeit für die sprachliche, historische und juristische Bearbeitung des Textes. Dabei arbeitet der Autor vor allen Dingen mit dem DCVB (Diccionari català-valencià-balear) sowie dem DECC (Diccionari etimològic i complementari de la llengua catalana).

 

Insgesamt gesehen ist das Buch nicht nur für Philologen, sondern für Kultur- und Rechtshistoriker, die sich mit den Usatges de Barcelona auseinandersetzen, von hoher praktischer Bedeutung und schließt eine wissenschaftliche Lücke in der Mediävistik. Das Lexikon am Schluss liefert ohne Zweifel eine wertvolle Hilfe für die Arbeit am Text.

 

Saarbrücken                                                                                                  Thomas Gergen



[1] Sabine Philipp-Sattel, Parlar bellament en vulgar – Die Anfänge der katalanischen Schriftkultur im Mittelalter, Tübingen: Narr (Scripturalia 92), 1996, 59, 79; Thomas Gergen, „´Pau e Treva de nostre Senyor´ in den Usatges de Barcelona: Frieden durch rhetorische Formeln?“, Claus D. Pusch (Hg.): Katalanisch in Geschichte und Gegenwart. Sprachwissenschaftliche Beiträge, Tübingen: Stauffenburg (DeLingulis 1), 2001, 65-76.

[2] Eine englische Übersetzung und Kommentierung legte Donald J. Kagay vor: The Usatges de Barcelona. The Fundamental Law of Catalonia, translated and with an introduction, Philadelphia: University of Philadelphia Press, 1994.

[3] Die zwei wesentlichsten seiner Buchtitel seien hier genannt: La Pau i Treva a Catalunya. Origen de les Corts Catalanes, Barcelona: Edicions de la Magrana, Institut Municipal d’Història, 1986; Les Constitucions de Pau i Treva de Catalunya (segles XI-XIII), Barcelona: Generalitat de Catalunya/Departament de Justícia, 1995; sowie sein Aufsatz „Versions en català de constitucions de Pau i Treva“, Medievalia 12 (1995), 33-40.

[4] Usatges de Barcelona. El codi a mitjan segle XII. Establiment del text llatí i edició de la versió catalana del manuscrit del segle XIII de l’Arxiu de la Corona d’Aragó de Barcelona, Barcelona: Fundació Noguera, 1991, 2. Aufl.