Forschungen zur Rechtsarchäologie und rechtlichen Volkskunde, hg. v. Carlen, Louis, Bd. 19. Schulthess Juristische Medien/Weidmannsche Verlagsbuchhandlung, Zürich/Hildesheim 2001. 196 S.

 

Dem am 5. Oktober 1999 verstorbenen Nikolaus Grass verdanken auch die Rechtsarchäologie und die rechtliche Volkskunde viel. Er stand der internationalen Gesellschaft für rechtliche Volkskunde sehr nahe und besuchte alle ihre Tagungen, so dass ihm die Gesellschaft zum 80. Geburtstag eine Festschrift widmete. Da er an den Forschungen zur Rechtsarchäologie und rechtlichen Volkskunde vielfach mitarbeitete, bringt ihr neunzehnter Band die kurzen Gedenkworte des Schülers Louis C. Morsak vom 27. Mai 1999 (!) von ihrer Tagung in Sterzing (am 27. Mai 2000), mit denen die Gesellschaft Nikolaus Grass ehren will und in denen Morsak Grass’ Sensus mit dem von Hermann (!) Kroeschell zur Deckung bringt und in der Demaskierung von Entlastungsmanövern für intellektuelle Wurstigkeit das besondere Element von Nikolaus Grass erkennt.

 

Davon abgesehen enthält der Band zwei Vorträge der erwähnten Sterzinger Tagung. Manfred Tschaikner gibt dabei einen Grundriss der Geschichte und Methodik der Hexenforschung und erläutert seine Ausführungen durch Beispiele aus Vorarlberg und Liechtenstein. Dieter Thaler beleuchtet das Recht der Armen, Randgruppen und Unterschichten im Sterzinger Landgericht.

 

Hinzu kommen sieben im Kreise von Rechtsikonographieinteressenten in Rothenburg ob der Tauber 1999 gehaltene Referate, die Clausdieter Schott der Zeitschrift zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt hat. Sie betreffen den Symbolgehalt des österreichischen Bundeswappens (Wilhelm Brauneder), den Code Napoléon – das Marmor-Monument (in Paris) (Clausdieter Schott), Eike von Repgow in der (ihn für ihre eigenen Zwecke verwendenden) Moderne (Heiner Lück), Bildquellen zum Strafvollzug in der römischen Antike (Reinhard Selinger), die Feuerfolter im oder am glühenden Ochsen (Wolfgang Schild), den Scharfrichter und sein Schwert (in Dänemark) (Tommy P. Christensen) sowie das Tier im Recht, Opfer und Täter (Markus Steppan).

 

Insgesamt erinnern in diesem Zeitschriftenband mit einem der Verleger, dem Herausgeber und dem Gedenkredner einige der Nikolaus Grass am nächsten stehenden Schüler, Kollegen und Freunde an den bekannten Tiroler Gelehrten und seine ungewöhnlichen, vielseitigen Erfolge in Forschung, Ausbildung und Verwaltung nochmals in eindrücklichster Weise.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler