SprandelHammel-Kiesow20010420 Nr. 10119 ZRG 119 (2002) 32

 

 

Hammel-Kiesow, Rolf, Die Hanse (= Wissen in der Beck’schen Reihe 2131). Beck, München 2000. 128 S., 2 Karten.

 

In der Beck’schen Reihe, die mit schmalen und kleinformatigen Bänden der französischen Que sais je – Reihe nachfolgt, ist auch ein solcher über die Hanse erschienen. In einer Einleitung handelt der Verfasser über die Modeströmung hansischer Benennungen und über die Wandlungen der Hanseforschung, die gegenwärtig zu verkennen droht, daß die Hanse in ihrer Zeit kein europäischer, sondern ein deutscher Bund war (S. 9f.), europäisch nur insofern, als er Verbindungen in den Westen, Norden und Osten Europas herstellte. Danach wendet sich der Verfasser den „drei Kernfragen“ zu: Wie entstand die Hanse? Wie funktionierte sie? Und Niedergang oder Übergang? Mit einer Tendenz zu einfachen didaktisch eindringlichen Stichworten führt der Verfasser die erste Frage auf „drei grundlegende Faktoren“ zurück: die Einbeziehung des Ostseeraumes in das europäische Handelsnetz, die Impulse der kräftigen hochmittelalterlichen Wachstumsperiode und die Verstädterung Europas. In dem Kapitel über das Funktionieren der Hanse wird von der „Verfassung der Hanse“ gesprochen, wird also der Verfassungsbegriff auf das unmoderne Geflecht von Normen, Gewohnheiten und Ansprüchen der Hanse in einer Weise angewandt, wie es die neuere Diskussion über Verfassung im Mittelalter gewohnt ist. Gestützt auf ein ungedrucktes Manuskript von Ernst Pitz geht der Verfasser von einem „einungsrechtlichen Denken“ (S. 88) der Hansevertreter aus. Niedergang oder Übergang begannen schon im 15. Jahrhundert und wurden durch die etappenweise wirtschaftliche Umstrukturierung in Europa und durch die moderne Staatlichkeit größerer Territorien bedingt.

Anmerkungen fehlen. Aber die neuere Literatur wird in den „Literaturhinweisen“ ausgiebig zitiert. Der Fernhandel, auf dessen auch statistische Aufarbeitung in der Forschung viel Gewicht lag, kommt allerdings zu kurz. Im ganzen kann man sagen, daß sich das Buch nicht eigentlich an die Fachwissenschaft wendet, auch zu knapp ist, um Studenten bei der Examensvorbereitung zu helfen, aber entsprechend den Zielen der Reihe gut geeignet ist, um einem allgemeinen Publikum vertiefte Informationen über einen Begriff zu geben, der in der öffentlichen Diskussion eine Rolle spielt.

 

Reichenberg                                                                                                               Rolf Sprandel