RanieriCafagna20000324 Nr. 10022 ZRG 118 (2001)

 

 

Cafagna, Emanuele, La libertà nel mondo. Etica e scienza dello Stato nei „Lineamenti di filosofia del diritto” di Hegel (= Annali dell’Istituto storico italo-germanico Monografia 32). Società editrice il Mulino, Bologna 1998. 478 S.

Der Verf. dieser Monographie ist ein italienischer Philosophie-Dozent an der Universität Pisa, der etliche Jahre auch an der Ruhr-Universität Bochum und an der Humboldt-Universität zu Berlin gearbeitet hat. Im Zentrum der Untersuchung stehen die „Grundlinien der Philosophie des Rechts“, welche Hegel 1821 in Berlin publizierte. Die Analyse dieser berühmten Schrift wird jedoch eingebettet in eine Gesamtwürdigung der hegelianischen Rechtsphilosophie und der hegelianischen Ethik. Die Liste der herangezogenen Quellen und der verarbeiteten Sekundärliteratur (S. 445-478) umfaßt etliche Hundert Titel. In ihrer Anlage und Vertiefung dürfte die angezeigte Monographie zweifellos eine besondere Stellung in der hegelianischen Forschung einnehmen. Die Grundthese des Verf. geht dahin, daß die hegelianische politische Philosophie unter zwei verschiedenen und zugleich zentralen Gesichtspunkten gesehen werden muß. Es handele sich zum einen um einen wesentlichen Beitrag zum System der praktischen Philosophie; zugleich stelle sie eine Diagnose zeitgenössischer historischer Ereignisse und ein Nachdenken zu den damaligen zeitgenössischen Veränderungen in den juristischen und wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen dar. Das Buch will alle diese Aspekte gleichberechtigt in seiner Analyse erfassen. Zugleich will die Untersuchung auch den historischen Werdegang und die Quellen der hegelianischen „Grundlinien“ näher beleuchten. Die zeitgenössische Polemik, die Verweise und die kritischen Auseinandersetzungen mit zeitgenössischen Philosophen Hegels sollen die Möglichkeit einer strukturellen Analyse des Werkes eröffnen. Im Zentrum des hegelianischen Werkes steht für den Verf. das Verhältnis zwischen ziviler Gesellschaft und Staat. Dieser gewinnt aus der Lehre der hegelianischen Ethik unmittelbar seine Rechtfertigung. Genau diese philosophische Überzeugung steht im Zentrum der institutionellen Vorstellungen, welche Hegel für sein Konstitutionsmodell entwickelt hat. Dasselbe gilt für die Überlegungen über die Außenpolitik der Staaten und über die Macht des politischen Souveräns, welche unmittelbar mit der theoretischen Grundlegung der Freiheit und der Politik verbunden sind. Das Buch führt im Ergebnis diese wesentlichen Grundlegungen der hegelianischen Rechtsphilosophie vor allem auf die zeitgenössischen historischen Erfahrungen zurück, welche Hegel im Kontext seiner politischen Zeit machen konnte. Es handelt sich bei der hier angezeigten Monographie also um ein Werk zur Philosophiegeschichte. Thema, Anlage und vor allem auch die umfassende Durchdringung der Quellen der hegelianischen Schrift von 1821 dürften das Buch allerdings auch für die deutsche Verfassungsgeschichte und für die Geschichte der politischen Ideen der Mitte des 19. Jahrhunderts sehr lesenswert machen.

Saarbrücken                                                                                                          Filippo Ranieri