Neumeyer, Teresa, Dinkelsbühl- Der ehemalige Landkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Reihe 1, Heft 40). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2018. LVII, 630 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Der weitgehende Teil des vorliegenden gewichtigen Bandes des Historischen Atlasses von Bayern wurde nach dem kurzen Vorwort in dem Mai 2014 als Dissertation mit dem hauptsächlich für die Verfasserin aussagekräftigen Haupttitel „Jemand muß doch die Landes-Hoheit haben …“ und dem allgemeiner verständlichen Untertitel Herrschaftskonflikte im Altlandkeis Dinkelsbühl an der geschichts- und gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Eichstätt-Ingolstadt eingereicht und in dem Dezember 2014 verteidigt. Betreut wurde das Vorhaben umfassend von Sabine Ullmann. Bis Juni 2017 wurde der Text um den Teil I A II-IV sowie Teil I B erweitert, korrigiert und um neuere Literatur bis August 2015 ergänzt.

 

Gegliedert ist das von Altentrüdingen über Dinkelsbühl, Dühren, Gerolfingen, Grüb, Himmerstall, Langfurth, sechsmal Neumühle, Obermögersheim, Röckingen, Schafhof, Schobdach, Sinbronn, Wassertrüdingen und Zwernberg mehr als 180 Ortschaften mit oft gemeinsamen sowie streitigen Herrschaftsverhältnissen umfassende Werk insgesamt in vier Teile Sie betreffen die Entwicklung von Herrschaft in dem früheren, zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus den Bezirksämtern Dinkelsbühl und Wassertrüdingen gebildeten und 1972 in dem Landkreis Ansbach aufgegangenen Landkreis Dinkelsbühl bis zu dem Ende des alten Reiches, Herrschaft im Konflikt – ein praxeologischer und diskursanalytischer Ansatz zur Herrschaft und zum Begriff der Landeshoheit im fränkisch-schwäbischen Raum, Statistik der Ämter und Ortschaften am Ende des alten Reiches (1792) und schließlich Veränderungen in der Verwaltungsorganisation von der preußischen Zeit bis heute. Vorangestellt sind die umfangreichen archivalischen und ungedruckten Quellen, die Druckschriften und Literatur, die Abkürzungen und ein Verzeichnis der ansprechenden Abbildungen, an dem Ende angefügt Hinweise zu den Kartenbeilagen, ausführliche Register sowie zwei Kartenbeilagen über die Hochgerichtsbarkeit um 1792 und die Dorf- und Gemeindeherrschaft und Vogteirechte um 1792.

 

Innerhalb der Herrschaftsträger von dem Hochmittelalter bis zu dem Ende des alten Reiches kann die Verfasserin die Herrschaft Truhendingen, die Grafschaft Oettingen, die Burggrafen von Nürnberg und Markgrafen von Ansbach, die Herzöge von Württemberg, die Reichsstadt Dinkelsbühl einschließlich der Dinkelsbühler Klöster, den niederen Adel und die Reichsritterschaft, das Hochstift Eichstätt, das Domkapitel Augsburg, das Hochstift Würzburg, den Deutschen Orden, Klöster und Stifte sowie örtliche Kirchen als wichtig erweisen. Bei Herrschaft und Konflikt kann sie wichtige Aufschlüsse über die Auseinandersetzung um Herrschaft und Landeshoheit, über die beteiligten Akteure und die Wege der Konfliktregelung bieten. Insgesamt gelingt ihr durch bestmögliche Angaben zu der Grundherrschaft, zu der Vogtei, zu den Kirchen und zu der Hochgerichtsbarkeit eine überzeugende, verlässliche und umfassende Grundlegung für jede weitere Behandlung von Einzelfragen zur landesgeschichtlichen Entwicklung des von ihr untersuchten vielfältigen örtlichen Bereiches zwischen Franken und Schwaben, die dauerhaft von Bedeutung bleiben kann.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler