Hincmari archiepiscopi Remensis epistolae – Die Briefe des Erzbischofs Hinkmar von Reims Teil 2, nach Vorarbeiten von Perels, Ernst/Ertl, Nelly hg. v. Schieffer, Rudolf (= Monumenta Germaniae Historica Epistolae VIII = Epistolae Karolini aevi VI). Harrassowitz, Wiesbaden 2018. VII, 229-464 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Der noch unter Karl dem Großen 800/810 in einer adeligen Familie geborene Hincmarus oder auch Incmarus wurde in Saint-Denis gebildet und kam 822 durch Vermittlung des Abtes Hilduin an den Hof Ludwigs des Frommen. Als Anhänger Karls des Kahlen wurde er in dem April 845 als Nachfolger des umstrittenen Erzbischofs Ebo Erzbischof von Reims, errang beachtlichen Einfluss, musste aber 882 vor den Normannen fliehen und starb in Épernay an dem 21. oder 23. Dezember dieses Jahres. Von ihm stammen verschiedene Traktate zu kirchlichen Tagesfragen, eine Fortsetzung der Annales Bertiniani sowie zahlreiche Briefe.

 

Die Briefe bearbeitete für die Monumenta Germaniae Historica zunächst Ernst Perels (1882-Flossenbürg 10. Mai 1945), der aber als „Halbjude“ 1935 seine Professur an der Universität Berlin verlor und 1939 auch die Arbeit an der Ausgabe der Briefe Hinkmars öffentlich beenden musste. 1939 erschien ein erster, schon länger ausgedruckter Faszikel der von Perels mit Unterstützung der 1938 mit einer Dissertation über Diktatoren frühmittelalterlicher Papstbriefe promovierten Nelly Ertl (1910-1991) erarbeiteten Briefe Hinkmars, der in Erwartung einer baldigen Fortsetzung ohne Titelei und dementsprechend namenlos veröffentlicht wurde. Nach nahezu achtzig Jahren folgt dem nun auf Grund des selbstlosen Einsatzes Rudolf Schieffers der zweite, das Gesamtwerk erheblich weiterführende Teil.

 

Er umfasst die Briefe 207* (Juni/Juli 868) bis 341* (Hinkmar an Abt Trasulf und den Konvent von Corbie wegen eines entlaufenen Mönches, den König Karl der Kahle in Gnaden aufgenommen hatte,) aus der Zeit zwischen 861 und Dezember 872. In dem dritten, bereits durch einige Vorarbeiten vorbereiteten Faszikel sollen in (möglichst) absehbarer Zeit die Briefe der Jahre 873 bis 882 vorgelegt werden, die zusammen mit einer Einleitung und abschließenden Konkordanzen und Registern das wichtige Gesamtwerk abschließen sollen. Möge auf dieser verbesserten Grundlage Wirken und Werk des bedeutenden fränkischen Kirchenmanns, von dem aus etwa 50 Jahren schätzungsweise durchschnittlich zehn, teilweise durchaus umfangreichere Brief pro Jahr erhalten blieben, noch besser als bisher erkennbar werden.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler