Demokratie wagen?, Baden 1818-1919, hg. v. Exner, Peter – Begleitband zur Ausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg im Generallandesarchiv Karlsruhe, April-August 2018, und im Regierungspräsidium Freiburg, September-Oktober 2018. Kohlhammer, Stuttgart 2018. 212 S., 123 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Baden im Oostal erscheint nach einer römischen Siedlung Aquae Aureliae erstmals 987 und seit 1112 benennt sich nach ihm eine mit Markgraf Hermann († 1074) erkennbare, von den Herzögen von Zähringen abstammende Familie. Sie gewinnt umfangreiche Güter, die nach Vervierfachung unter Napoleon an dem Beginn des 19. Jahrhunderts (1806) bis zu der Abdankung an dem 22. 11. 1918 gehalten werden können, doch geht das danach demokratisierte Land 1951/1952 in Baden-Württemberg auf. Gleichwohl hat es in der Vergangenheit eine eigene Geschichte, an die von Zeit zu Zeit eindrucksvoll erinnert werden kann.

 

Nach dem vorangestellten Grußwort der Präsidentin des Landtags Baden-Württembergs und dem Vorwort des Leiters des Generallandesarchivs Karlsruhe unterzeichnete der auf Kur befindliche, erkrankte Großherzog Karl von Baden in Bad Griesbach an dem 22. August 1818 die erste Verfassung des selbständigen, nur in dem Deutschen Bund mit den anderen deutschen Staaten verflochtenen Landes, mit der das Großherzogtum eine konstitutionelle Monarchie wurde. An dem 21. März 1919 beschloss das badische Volk durch die an dem 5. Januar 1919 gewählte verfassunggebende Nationalversammlung des inzwischen in das Deutsche Reich eingegliederten Landes eine neue demokratisch-republikanische Verfassung. Zwischen diesen beiden Ereignissen liegt ein wichtiger Demokratisierungsvorgang, an den die Ausstellung und der zugehörige Begleitband erinnern, wobei auch ein detaillierter Textvergleich zusätzliche Aufschlüsse über Altes, Gleiches und Neues bieten könnte.

 

Der anschließende Inhalt des schmucken Bandes gliedert sich nach einer kurzen Einleitung des Herausgebers in sieben Kapitel unter der Verantwortung Peter Exners, Rainer Brünings, Kurt Hochstuhls und Christof Strauß‘. Sie reichen mit vielen anschaulichen Abbildungen von der Revolution, die vor der Türe steht, über den maßgeblichen Autor der ersten Verfassung, die Revolution von 1848/1849 oder die privaten Aufzeichnungen der Großherzogin Luise von 1918 bis zu der Unantastbarkeit der Würde des Menschen in dem Grundgesetz des Jahres 1949. Literaturangaben und Quellen- und Bildnachweise runden das informative Werk als angenehme Hilfen für den interessierten Nutzer ab.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler