Brüggemeier, Franz-Josef, Grubengold - Das Zeitalter der Kohle von 1750 bis heute. Beck, München 2018. 458 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Das den Menschen umschließende All besteht nach seinem Wissen wie er selbst nur aus gut hundert Elementen, aus denen sich alles irgendwie in vielfältigster Weise zusammensetzt. Vieles davon hat er sich in dem Laufe seiner Geschichte in irgendeiner Art und Weise nutzbar gemacht, wobei freilich der Nutzen sehr selten vollständig rein war. In der Regel bewirkt ein Licht auch irgendeine Art von Schatten.

 

Entstanden ist die Kohle unter hohem Druck aus Pflanzen, die irgendwann einmal Leben bedeuteten, danach aber vor langen Zeiten das Leben grundsätzlich ohne Einwirkung des Menschen verloren. In der jüngeren Vergangenheit erkannte der das Feuer beherrschen lernende Mensch diese fossilen Überreste erst als einfache Wärmequelle und danach allmählich auch als hilfreiche Energiequelle für seine seit rund 250 Jahren erblühende Industrie. In dem Zeitpunkt, in dem nunmehr die beiden letzten Steinkohlenzechen Deutschlands schließen, legt der in Bottrop 1951 geborene, nach dem Studium von Geschichte, Sozialwissenschaft und Medizin in Essen mit einer Dissertation über Leben vor Ort – Ruhrbergleute und Ruhrbergbau 1889-1919 promovierte und nach kurzer Zeit als Arzt 1994 an der Fernuniversität Hagen mit einer Schrift über Luftverschmutzung, Industrialisierung und Risikobewusstsein in dem 19. Jahrhundert habilitierte und 1998 nach Freiburg im Breisgau berufene Verfasser eine umfangreiche Geschichte der Steinkohle vor.

 

Er beginnt dabei einführend mit einer Welt (fast) ohne Kohle und zeigt dann, wie in den einzelnen Staaten Europas der schwarze schmutzige Rohstoff die Grundlage für wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg zu Macht für wenige und Wohlstand für viele bildete. Die oft unter schwierigsten Arbeitsbedingungen auch von vielen Kindern und Migranten geförderte Kohle wurde zum wichtigsten Betriebsmittel der Dampfmaschine und erleichterte in einer eigentlich ungewollten Nebenwirkung auch die Entstehung demokratischer Gegebenheiten. Wegen der zunehmend erkannten schädlichen Auswirkungen der Kohle auf die Luftreinheit wird in Deutschland und Europa freilich bald kein Weg mehr an dem Verzicht auf die Kohle als verhältnismäßig billigem, reichlich vorhandenem „Gold“ von Menschen vorbeiführen.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler