Flurschütz da Cruz, Andreas, Hexenbrenner, Seelenretter. Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617) und die Hexenverfolgungen im Hochstift Würzburg (= Hexenforschung 16). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2017. 252 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die zauberkundige Frau mit magisch-schädigenden Kräften, die angeblich durch die Luft fliegen, sich in Tiere verwandeln und giftige Zaubergetränke herstellen kann, ist bereits dem Altertum (als striga) bekannt, wenn auch das deutsche Wort anscheinend erst um 1300 bei Hugo von Langenstein bezeugt ist. Vielleicht in dem späten 14. oder frühen 15. Jahrhundert begannen um den Genfer See bzw. in Savoyen bei der Verfolgung der aus Heterodoxien seit dem 12. Jahrhundert entstandenen, von Inquisitionen in Piemont des 14. Jahrhunderts beeinflussten, Armut und Frieden fordernden, Eid und Amt verweigernden Waldenser des Kaufmanns Pierre Valdes Hexenverfolgungen, aus denen nach 1500 rasch um sich greifende Hexenprozesse wurden. Die Schätzungen über die dabei getöteten Opfer schwanken beträchtlich.

 

Die vorliegende Arbeit zu den Hexenverfolgungen und Hexereiprozessen, die während der Regierungszeit Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn in dem Hochstift Würzburg in den Jahren 1573 bis 1617 stattfanden, entstand nach dem kurzen Vorwort des Verfassers in den Jahren 2014 bis 2017 in Vorbereitung auf das 400. Todesjahr des umstrittenen Reichsfürsten mit Unterstützung Anuschka Tischers. Sie geht in der Hinführung davon aus, dass Julius Echter von Mespelbrunn (Mespelbrunn 1545-Marienberg in Würzburg 1573) – zumindest auf den ersten Blick – zu den deutschen geistlichen Herrschern zählt, in deren Gebieten etwa ein Viertel aller Betroffenen der Hexenverfolgung zum Opfer fiel. Dem soll die quellennahe Überprüfung dienen.

 

Gegliedert ist sie nach der Hinführung in zwei Abschnitte. Dabei untersucht der Verfasser bei den Akteuren und Einflussfaktoren neben Julius Echter von Mespelbrunn in Würzburg die Nachbarn in Bamberg, Mainz, Trier, Köln, Bayern, Brandenburg-Ansbach, Castell, Schweinfurt sowie Wertheim und widmet sich danach der Einordnung Julius Echters in den Quellen und in der Literatur als Hexenbrenner oder Hexenretter. Im Ergebnis zeigt er, dass die meisten Hexenverfolgungen in dem Hochstift Würzburg in einem Zusammenwirken der Bewohner einzelner Ortschaften und örtlicher Amtsträger des Fürsten entstanden, während der als Hexenbrenner verrufene Julius Echter von Mespelbrunn, unter dessen Herrschaft nach bisheriger Ansicht auch die Hexenverfolgungen verstärkt wurden, nach den Erkenntnissen des Verfassers eher ein Hexenretter war.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler