Schneider, Karin/Werner, Eva Maria, in Zusammenarbeit mit Mazohl, Brigitte. Europa in Wien - Who is who beim Wiener Kongress 1814/15. Böhlau, Wien 2015. 384 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Wien nach der Niederlage Napoleon Bonapartes gegen die übrigen Großmächte Europas von dem 18. September 1814 bis zu dem 9. Juni 1815 abgehaltene Kongress gilt nach der Einleitung der beiden Verfasserinnen als eines der wichtigsten geschichtlichen Ereignisse im Übergang von dem Ancien Régime zu der modernen europäischen Staatenwelt. Nach Artikel 32 des ersten Pariser Friedensvertrags sollten  alle an dem Kriege gegen Napoleon beteiligten Staaten zusammenkommen, um eine dauerhafte europäische Nachkriegsordnung zu beschließen. Dieses Ereignis stellte mit Bällen, Jagden und Fahrten alle vorangehenden und nachfolgenden  Friedenskonferenzen in den Schatten.

 

Anlässlich der zweihundertsten Wiederkehr des Kongresses ist umfangreiches Schrifttum erschienen. Dem gesellt sich erfreulicherweise ein modernes Who is who zur Seite. Insgesamt präsentieren hier die Verfasserinnen aus Tausenden Gästen aus ganz Europa Kurzbiographien 248 ausgewählter Personen, deren inhaltlicher Schwerpunkt auf der Zeit des Wiener Kongresses liegt, wobei die von Maurice-Henri Weil und August Fournier zu Beginn des 20. Jahrhunderts veröffentlichten Berichte der Geheimpolizei von grundlegender Bedeutung sind.

 

Vorangestellt sind insgesamt drei instruktive Kapitel über den Kongress in der Praxis, den Schauplatz Wien und die Feste, Gerüchte und Zeitungen, die auch zu der Frage Stellung beziehen, ob der Ruf des Kongresses aus mehr besteht als Gerede. Die von rund 130 Beglaubigungsschreiben ausgehenden Kurzbiographien beginnen dann auf S. 100 mit Christoph von Albertini aus Graubünden und enden auf S. 326 mit Friedrich Karl von Zobel zu Giebelstadt als Vertreter der ehemaligen Reichsritterschaft des fränkischen Reichskreises. Verzeichnisse und Register schließen den interessanten, durch verschiedene Abbildungen bereicherten Band benutzerfreundlich auf, so dass sich jeder Leser leicht ein eigenes Bild des denkwürdigen, unvergessenen Geschehens formen kann, welches die politischen Grundlagen für Europa im 19. Jahrhundert legte.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler