Schmetterer, Christoph, Kaiser Franz Joseph I. Böhlau, Wien 2016. 229 S. Besprochen  von Gerhard Köbler.

 

Der am 18. August 1830 geborene, am 2. Dezember 1848 mit achtzehn Jahren den Thron besteigende, fast 68 Jahre (neben 17 Präsidenten der Vereinten Staaten von Amerika, fünf Kaisern Chinas und vier Päpsten) konservativ bis reaktionär herrschende und am 21. November 1916 mit 86 Jahren gestorbene Kaiser Franz-Joseph aus dem Geschlecht der Habsburger las nach dem kurzen Vorwort des Verfassers kaum Bücher zum Vergnügen. Wenn er aber doch die Biographie einer historischen Persönlichkeit gelesen hätte, wäre ihm nach der ansprechenden Einschätzung des Autors sicher eine knappe, sachliche und gut lesbare Darstellung am liebsten gewesen, weshalb sie im vorliegenden Buch versucht wurde.

 

Der in Geschichte/Politikwissenschaft und Rechtswissenschaft an der Universität Wien ausgebildete, 2001 den Magister phil. mit Auszeichnung und 2002 den Magister iur erwerbende, von 2002 bis 2009 als Studienassistent bzw. Assistent an dem Institut für römisches Recht und antike Rechtsgeschichte der Universität Wien tätige, 2005 in der Rechtswissenschaft und 2007 zu dem Dr. phil. jeweils mit Auszeichnung promovierte, seit 2010 als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kommission für Rechtsgeschichte Österreichs und nach Bestehen der Rechtsanwaltsprüfung mit Auszeichnung (2014) seit 2015 als Rechtsanwalt tätige Verfasser ist seit 2009 durch Monographien über Musik in Bruck an der Leitha, die rechtliche Stellung römischer Soldaten im Prinzipat sowie das Kaisertum Österreich und der amerikanische Bürgerkrieg literarisch hervorgetreten. Zu dem vorliegenden Taschenbuch hat ihn sein akademischer Lehrer und Freund Thomas Olechowski allgemein ermuntert. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort hat er auch den Kontakt zum  Verlag hergestellt.

 

Gegliedert ist das mit einem farbigen Bildnis des Kaisers auf dem Umschlag geschmückte, mit einer Zeittafel, einem Stammbaum und schwarzweißen Tafeln vom Vorgänger bis zum Totenbett sowie einigen Quellen- und Literaturangaben, Anmerkungen und Registern der Personen, Orte und Sachen versehene, gut lesbare und einleuchtend abwägende Urteile bietende Taschenbuch in neun Abschnitte über Kindheit und Jugend, Innenpolitik, Außenpolitik Militär, rechtliche Position, Religion und Kirche sowie Kunst, Familie, Persönlichkeit, ersten Weltkrieg und Tod sowie ein Resümee. Danach ist das auffälligste Merkmal der Regierungszeit des phantasielosen, neuerungsfeindlichen, standesbewussten, aber auch gewissenhaften Franz Joseph, der sich selbst als Pechvogel bezeichnete und in dessen Hand nach Generaladjutant Graf Paar (im Privatleben) jedes Los zu einer Niete wurde, die ganz außergewöhnliche Dauer trotz Fehlens gewichtiger besonderer Erfolge. Den ersten Weltkrieg begann er unter Inkaufnahme des Endes seines Reiches, den Tod vieler Menschen zwecks Verteidigung seiner Ehre nahm der bis zur Gegenwart in Österreich der Kaiser schlechthin bleibende Monarch, der nach S. 29 Anfang März 1848 den Reichstag aufgelöst und statt des Kremsierer Entwurfs eine neue Verfassung (Schwarzenbergs) erlassen haben soll, der Zeit entsprechend ohne großes Zögern hin.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler