Napoleon und die Romantik – Impulse und Wirkungen, hg. v. dem Magistrat der Brüder-Grimm-Stadt Hanau, Fachbereich Kultur, Stadtidentität & internationale Beziehungen/städtische Museen Hanau (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 83). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2016. X, 187 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Napoleon ist als eine der großen Gestalten der Weltgeschichte vielseitig und deswegen auch vielfältig verbunden. Krieg, Sieg, Gewalt und Selbstgefälligkeit sind ihm grundsätzlich wohl eher zuzuordnen als Romantik, Traum und Innenleben. Dessenungeachtet lassen sich immer aufs Neue unbekannte Seiten eröffnen, wie dies in dem vom Land Hessen unterstützten, zu einer Ausstellung über die ambivalenten Auswirkungen der französischen Zeit in Hanau  auf Schloss Philippsruhe vom 27. Oktober bis 26. Januar 2014 gehörigen, zehn Autoren verbindenden Sammelband eindrucksvoll geschieht.

 

Gegliedert ist er in  vier Abschnitte über das Erbe der französischen Revolution und die europäische Neuordnung durch Napoleon, Napoleon und die Auswirkungen auf die Künste, die Herausbildung nationaler Mythen und die romantische Idee sowie Lebensentwürfe von Frauen - zwischen Utopie und Realität (Verbannung ins Private, Karoline von Günderrode 1780-1806). Das Werk beginnt mit Barbara Dölemeyers Studie zu Napoleons Recht in Deutschland – Geltung und Nachwirkungen (mit und ohne Romantik) und endet nach Ausführungen über Napoleons Manipulationen, Caspar David Friedrichs ästhetischer Opposition, Darstellungen Napoleons in Kunst, populärem Bild und Karikatur, dem jüdischen Maler Moritz Daniel Oppenheim, Clemens Brentanos und Bettine von Arnims Reaktionen auf Napoleon, den Brüdern Grimm als Märchensammlern sowie der altdeutschen Tracht bei dem heroischen Schreiben als Weg aus dem Chaos.

 

Dabei steht Napoleon insgesamt wohl im Mittelpunkt. Seine Bedeutung für die Romantik leuchtet in den deutsch-französischen Wechselbeziehungen auch immer immer wieder auf. Eine Aufschließung des mit Conrad Westermayrs Bild des Steinheimer Tores während des Abbruchs vom 3. März 1807 geschmückten vielfältigen Inhalts hätte die erwünschte Außenwirkung aber vielleicht noch vermehren können.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler