Kunz, Lena, Postmortale Privatautonomie und Willensvollstreckung – Von der kanonischen voluntas pia zur Gestaltungsmacht des Erblassers im deutsch-spanischen Rechtsvergleich (= Studien zum europäischen Privatrecht und zur Rechtsvergleichung 6). Jenaer Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Jena 2015. 540 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die vorliegende kompakte Untersuchung geht bereits in ihrer Einleitung von der einfachen Gewissheit aus, dass wir sterben, woran wir als Menschen bisher nichts wirklich Wesentliches ändern können. Da wir aber während des Lebens allmählich dazu gekommen sind, Vermögen anzuhäufen, ist auch ein Interesse entstanden, diese Vermögen bis zum Tode zu nutzen und Entscheidungen für die Zeit nach dem Tode zutreffen und bis zu dem Tode aufzuschieben. Als Folge der in diesem Zusammenhange in unterschiedlicher Art und Weise anerkannten Möglichkeiten können die Menschen Wirkungen ausschließlich für die Hinterbliebenen der Nachwelt begründen.

 

Mit dieser Problematik beschäftigt sich die Verfasserin in ihrer von Christian Baldus angeregten und betreuten, in dem Wintersemester 2011/2012 an der juristischen Fakultät der Universität Heidelberg unter dem Titel Postmortale Privatautonomie - Verfügungsbeschränkungen in der Willensvollstreckung nach spanischem und deutschem Recht angenommenen sorgfältigen, detailliert aufgefächerten Dissertation. Gegliedert ist die gelungene Untersuchung nach Vorwort und Einleitung in sechs Teile. Sie betreffen die Problemstellung und Methode, die Willensvollstreckung als Untersuchungsgegenstand, die geltendrechtlichen Grundlagen der Willensvollstreckung bzw. ejecución de la última voluntad in dem spanischen und in dem deutschen Recht, die rechtstraditionellen Grundlagen der Willensvollstreckung und die postmortale Privatautonomie des Erblassers als Hypothese für die Willensvollstreckung sowie eine Zusammenfassung und Schlussbetrachtung.

 

Im Ergebnis ihrer geschichtlichen Betrachtung erkennt die Verfasserin den Willensvollstrecker  als Träger eines Zwecks, der im 13. Jahrhundert den göttlichen Willen vermittelte und in der Gegenwart den letzten Willen des Erblassers weitergibt. Für die Frage eines einheitlichen europäischen Rechtes erweist sich dabei die Suche nach einem gemeinsamen Zweck des Willensvollstreckers auf europäischer Ebene als sinnvoll. Als hilfreichen Anknüpfungspunkt sieht die Verfasserin hierfür  am Ende ihrer durch Anhänge bereicherten Arbeit ansprechend die postmortale Privatautonomie des Erblassers.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler