Holtzendorff, Leonie von, Franz von Holtzendorff (= Kölner Kriminalwissenschaftliche Schriften 64). Duncker & Humblot, Berlin 2015. 771 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Franz von Holtzendorff wurde in einem altritterlichen, schon mit König Heinrich I. im Jahre 926 verbundenen märkischen Uradelsgeschlecht mit einem Stammhaus bei Prenzlau in Vietmannsdorf in der Uckermark nördlich Berlins am 14. Oktober 1829 als Sohn des gleichnamigen Politikers und Publizisten  geboren. Nach der Schule in Berlin und Schulpforta sowie dem Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten Berlin, Bonn und Heidelberg wurde er 1852 in Berlin promoviert, 1857 in Berlin habilitiert und 1872 nach München berufen. Nach vielfältigen Initiativen (Begründung des deutschen Juristentags, Herausgeber der Encyclopädie der Rechtwissenschaft) und Erfolgen starb er dort nach längerem Herzleiden am 4. Februar 1889 noch vor seinem  sechzigsten Geburtstag.

 

Das vorliegende umfangreiche, durch 10 Abbildungen veranschaulichte Werk ist die nach der ersten juristischen Staatsprüfung 2010 begonnene, von Claus Kreß betreute, von der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln  in dem Mai 2014 mit der Auszeichnung summa cum laude angenommene Dissertation der mit Franz von Holtzendorff verwandten, in Essen 1984 geborenen, schon 2007 als studentische Hilfskraft ihres Betreuers tätige Verfasserin, die gemeinsam mit ihrem Betreuer auch bereits kleinere Untersuchungen veröffentlichen konnte. Es gliedert sich nach einem Prolog in drei Kapitel. Sie betreffen Kindheit, Jugend und Studium, den passionierten Lehrer und Forscher und die lang ersehnte Anerkennung durch den Ruf nach München sowie einen kurzen Epilog.

 

Die Verfasserin verfolgt das Leben Franz von Holtzendorffs auf der Grundlage der verfügbaren Quellen ganz ausführlich in beeindruckender Breite und Tiefe (Literaturverzeichnis S. 707-766). Im Ergebniskann sie ihn als Juristen, Professor, passionierten Lehrer des Staatsrechts, des Strafrechts und den Völkerrechts, als Rechtsanwalt, Kirchenpolitiker, Sozialreformer, Gefängniswissenschaftler, Gelehrten, Herausgeber, Wissenschaftsvermittler, Volksbildungsförderer, Poeten, Wohltäter, Vater, Ehemann und Freund würdigen, dessen wahrhaft enzyklopädischer Geist ihn besonders auszeichnet. Ein umfangreiches Werkverzeichnis und ein kurzes Personenverzeichnis von Abegg bis Zachariä runden das wertvolle Werk überzeugend ab.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler