Freund, Florian, Konzentrationslager Ebensee – KZ-System Mauthausen – Raketenrüstung - Lagergeschehen. New academic press, Wien 2015. 144 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Einrichtung Konzentrationslager wurde wohl im Verhältnis zwischen Spanien und Kuba und England und den Niederlanden in Südafrika an dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt und in der Sowjetunion seit 1921 in der Form von Zwangsarbeitslagern umgesetzt. Seit 1933/1934 entstanden unter Adolf Hitler in dem Deutschen Reich rund 60 Konzentrationslager, in denen 1934 etwa 45000 und 1938 etwa 60000 Menschen unter vielfach menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht waren. Sie werden Schritt für Schritt zu regierungsgestützten planmäßigen Vernichtungslagern aller missliebigen Fremdvölkischen gemacht, in die seit Oktober 1^9939 alle ein staatsabträgliches Verhalten zeigenden Juden eingewiesen und möglicherweise insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen überwiegend durch Arbeit und Mord vernichtet wurden, wobei allerdings nach Wachsmann die allermeisten Inhaftierten überlebten und 1945 etwa 1,1 Millionen Inhaftierte durch die alliierten Siegermächte befreit wurden.

 

Mit dem Konzentrationslager Ebensee beschäftigte sich in der vorliegenden schmalen Studie der in Vöcklabruck 1953 geborene, zwischen 1972 und 1987 in Salzburg, Graz und Wien ausgebildete Verfasser, der seit 1981 in Forschungsprojekten am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien tätig ist und nach einer Gemeinschaftsarbeit mit Bertrand Perz über das Konzentrationslager Wiener Neustadt – Rüstungsexpansion und Zwangsarbeit im Rax-Werk nach Wikipedia 1987 in zwei Bänden die Geschichte des Konzentrationslagers Ebensee (Raketenrüstung und Zwangsarbeit) vorlegte. Seitdem veröffentlichte er teils allein, teils gemeinsam mit anderen, verschiedene weitere Untersuchungen über das Konzentrationslager in der Serbenhalle, Ebensee, österreichische Holocaustopfer, Vertreibung und Ermordung österreichischer Juden, das Ghetto in Lodz, Zigeunerpolitik in Lodz, die Burgenland-Roma, Vermögensentzug, Restitution und Entschädigung der Roma und Sinti, Zwangsarbeiter, Konzentrationslager in Österreich oder Oberösterreich und die Zigeuner. Er ist dementsprechend ein langjährig ausgewiesener vorzüglicher Sachkenner.

 

Die vorliegende Studie gliedert sich nach einer kurzen Einleitung in vier Abschnitte. Sie betreffen das KZ-System Mauthausen, das Konzentrationslager Ebensee (die Entscheidung zur Einrichtung, die Einrichtung, die Bewachung, die Häftlinge, Lebens- und Arbeitsbedingungen, die Kranken und die Toten, die Chance zu überleben, die letzten Monate vor der Befreiung, der Widerstand und die Befreiung), Gerichtsverfahren gegen Straftäter aus dem Konzentrationslager Ebensee und die KZ-Gedenkstätte Ebensee. Klar und sachkundig unterrichtet das viele Abbildungen einbindende Werk über die menschenrechtswidrige Praxis in dem von der Schutzstaffel SS in dem kleinen Ort in dem idyllischen Salzkammergut im November 1943 zwecks Baues unterirdischer Stollen für die Raketenforschungsanstalt Peenemünde eingerichteten Konzentrationslager Ebensee, in dem bis zu dem 6. Mai 1945 mehr als 8000 Häftlinge starben.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler