Eckhart, Pia, Ursprung und Gegenwart. Geschichtsschreibung in der Bischofsstadt und das Werk des Konstanzer Notars Beatus Widmer (1475-ca. 1533) (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen, Band 207). Kohlhammer, Stuttgart 2016. LXXXI, 570 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

In der vorliegenden Untersuchung steht nach der Einleitung ein Werk in dem Mittelpunkt, das nach klassischen Definitionen weder der Stadtchronistik noch der Bistumsgeschichtsschreibung oder der Hofhistoriographie zugeordnet werden kann. Sein Autor schrieb überregional orientierte Zeitgeschichte, setzte sich aber auch intensiv mit den Anfängen des Konstanzer Gemeinwesens und Bistums auseinander. Deswegen stellt sich die Frage, ob eine solche Arbeit ihren Ort in der städtischen Geschichtsschreibung hat bzw. ob städtische Geschichtsschreibung auch am Bischofshof entstehen konnte.

 

Die Antwort hierauf versucht die Verfasserin in ihrer von Birgit Studt betreuten, im Sommersemester 2013 unter dem Titel Geschichtsbild und Geschichtsschreibung in Konstanz um 1500 von der philosophischen Fakultät der Universität Freiburg im Breisgau angenommenen Dissertation. Diese gliedert sich nach einer Einleitung über die Heranführung an das Thema, spätmittelalterliche Geschichtsschreibung in der Stadt, Vorgehensweise und Methodik in vier Sachkapitel. Sie betreffen Konstanz um 1500 unter besonderer Berücksichtigung des Lebensumfelds Beatus Widmers, die handschriftliche Überlieferung in der Haupthandschrift Stuttgart, Württembergischen Landesbibliothek, HB V 32 (S) und der Zweithandschrift Karlsruhe, Generallandesarchiv, 65/11229 (K), die aus zwei Teilen bestehende Chronikeinschließlich der eine Drucklegung ins Auge fassenden Zielrichtung und die Konstanzer Ursprungsgeschichten.

 

Insgesamt gelangt die Verfasserin nach gründlicher, einfallsreicher Durchsicht aller einschlägigen Materialien zu dem Ergebnis, dass der als Notar an dem Hof des Bischofs von Konstanz arbeitende Beatus Widmer in seiner bislang kaum beachteten Chronik die Geschichte des Bistums, der Bischöfe, der Stadt und des Reiches behandelte. Deshalb war das Werk weder eindeutig der städtischen Chronistik noch der Bistumsgeschichtsschreibung zuzuordnen. Dessenungeachtet gelingt der Verfasserin mit Hilfe der textgenetischen wie der geschichtlichen Analyse eine bestmögliche Einordnung des vielseitigen, allerdings keine größeren Wirkungen entfaltenden Werkes einschließlich der darin versuchten Entwicklung eines eigenen Bildes der Ursprünge Konstanzs aus dem Blickwinkel der frühen Reformationszeit.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler