Die DDR im Blick der Stasi 1981. Die geheimen Berichte an die SED-Führung, bearb. v. Braun, Matthias/Florath, Bernd. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015. 320 S. Tab., CD-ROM. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Am Beginn der Erstattung geheimer Berichte der Staatssicherheitsbehörde der früheren Deutschen Demokratischen Republik an die Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands standen nach dem Vorwort der Gesamtherausgeberin Daniela Münkel der unterdrückte Aufstand der Bevölkerung vom 17. Juni 1953 und die daraus gezogenen Folgerungen der  Parteiführung (und Staatsführung). Zwecks Sicherung rechtzeitiger Unterrichtung der Parteiführung über „sicherheitsrelevante“ Entwicklungen richtete Ernst Wollweber im August 1953 ein hierarchisch von unten (Kreis) nach oben (Zentrale) gerichtetes Informationssystem ein. Anfangs wurde täglich produziert, doch ergaben sich im Laufe der Zeit zahlreiche Veränderungen.

 

Dabei wurde 1981 der für das Berichtswesen des Ministeriums für Staatssicherheit zuständige Bereich der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppeumstrukturiert und eine neue Arbeitsgruppe geschaffen, die sich vor allem auch mit den Aktivitäten der erstarkenden politischen Opposition befasste. Dementsprechend erscheinen viele Berichte über unabhängige Friedensaktivisten  und Schriftsteller sowie über Kirchen. In dieser Form blieb die Struktur bis zu ihrer Auflösung am Ende des Jahres 1989 von Bestand.

 

Der bereits veröffentlichten verschiedenen früheren Bänden folgende, das Jahr 1981 betreffende vorliegende Band der wichtigen Dokumentation behandelt in seiner Einleitung den zeitgeschichtlichen Hintergrund, zentrale Themenfelder der Berichterstattung, die Rezeption, Struktur und Entwicklung der Zentralen Auswertungs und Informationsgruppe, Berichtsarten, Druckauswahl und Schlussbetrachtungen. Nach acht Faksimiles folgen die Abdrucke der ausgewählten Dokumente (vom 8. Januar 1981 bis 4. Januar 1982), die durch eine Gesamtübersicht aller Dokumente des Jahres am Ende und eine digitale Vollfassung auf einer beigegebenen CD-ROM ergänzt werden. Dementsprechend bietet auch der neue, durch einen Schriftzug auf der Straße „Macht es wie die Polen“ auf der Außenseite veranschaulichte Band ein weiteres wichtiges Zeugnis über die seinerzeitigen Ängste der Führung der Deutschen Demokratischen Republik vor ihren „geliebten“ allseitig überwachten Bürgern.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler