Berger, Lutz, Die Entstehung des Islam. Die ersten hundert Jahre. Von Mohammed bis zum Weltreich der Kalifen. Beck, München 2016. 334 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

In dem Verlaufe des ersten vorchristlichen Jahrhunderts werden in der geschichtlich bekannten Welt die ersten Menschen bekannt, die allgemeinere Heilslehren verkünden und dadurch das Leben vieler Mitmenschen verändern bzw. verbessern wollen. Zu ihnen zählt nach Siddhartha Gautama (Nordindien um 500 v. Chr.) und Jesus Christus (Bethlehem um 0-Jerusalem um 30. n. Chr.) auch Mohammed (Abū l-Qāsim Muhammad ibn ʿAbd Allāh ibn ʿAbd al-Muttalib ibn Hāschim ibn ʿAbd Manāf al-Quraschī, Mekka um 570-Medina 632). Seine etwa 1,6 Milliarden Anhänger stehen in der Gegenwart zahlenmäßig den etwa 2,2 Milliarden Christen nur wenig nach und übertreffen die mehr als 230 Millionen Buddhisten wie die Angehörigen des Hinduismus (etwa 840 Millionen) und des Konfuzianismus deutlich.

 

Mit den Anfängen des von Mohammed gegründeten Islam beschäftigt sich das vorliegende Werk des 1969 geborenen, 1997 in Göttingen mit einer Dissertation über Sufik und Welt bei Abu Abd ar-Rahman as-Sulami (936-1021) promovierten, in Kiel tätigen Verfassers. Ausgangspunkt sind dabei die für den Südosten des Mittelmeerraums  für das sechste und siebente Jahrhundert nachweisbaren Gegebenheiten. Sie sind nach dem Verfasser durch Trockenheit Krankheit und Krieg gekennzeichnet, die einen geeigneten Nährboden für neue Heilslehren boten.

 

Ein Ansatzpunkt hierfür war der an der Kaaba in Mekka bereits vor Mohammed verehrte eine Gott Allah. Ihn nutzte der vor dem nahenden Ende der Welt warnende, mit Teilen der jüdischen und christlichen Lehre vertraute Mohammed seit 610 n. Chr. zu einem Angebot der Erlösung der Menschen aus ihren Schwierigkeiten durch den Glauben an einen einzigen Gott. Seit seinem Wechsel nach Medina vermehrte er seine heilskundlichen Offenbarungen um praktische Vorschläge zur Streitschlichtung in Stammeskämpfen und fand damit so rasch Anklang bei Muslimen als sich (Gott) Hingebenden, dass ihre eine machtpolitische Leere zwischen Römern und Sassaniden ausfüllenden Ideen nach dem ansprechenden Schlusswort des Verfassers seine Anhänger auf den Westen um 750 nach Christus mit Herablassung blicken ließen.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler