Faber, Eike, Von Ulfila bis Rekkared. Die Goten und ihr Christentum (= Potsdamer altertumswissenschaftliche Beiträge 58). Steiner, Stuttgart 2014. 300 S., 5 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Nach allmählich entwickelter Einsicht ist Gote der Angehörige eines in der Völkerwanderungszeit von der Ostsee (Gotland) über den südlicheren Osten unter dem Druck der Hunnen 375 n. Chr. in das römische Reich eindringenden germanischen Volkes, das sich in Ostgoten (Italien) und Westgoten (Gallien, Spanien) aufteilt und dort zwischen dem 6. Jahrhundert und dem 12. Jahrhundert in den neu entstehenden Italienern und Spaniern aufgeht. Dabei wird inzwischen der Anteil der geborenen Goten an der Gesamtzahl der als Goten bezeichneten Menschen auf 25 bis 50 Prozent geschätzt und ihr Ursprung in Skandinavien bezweifelt. Für die Überlieferung ihrer Sprache ist ihre Hinwendung zum Christentum von besonderer Bedeutung, in deren Rahmen sie sich für den Arianismus und damit für einen schwierigen, aber auch der eigenen Abgrenzung dienenden Weg entschieden, den sie allerdings später aufgaben.

 

Mit ihrer Geschichte beschäftigt sich die von Pedro Barceló betreute, im Sommersemester 2013 von der philosophischen Fakultät der Universität Potsdam angenommene, für den Druck überarbeitete Dissertation des 1977 geborenen, in Geschichte und Anglistik/Amerikanistik in Potsdam und London ausgebildeten, von 2005 bis 2007 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für alte Geschichte bei Michael Stahl an der Technischen Universität Darmstadt im Rahmen eines Projektionsprojekts über die römische Politik und die Religion der Goten wirkenden, später als wissenschaftlicher Mitarbeiter am historischen Institut der Universität Potsdam tätigen Verfassers. Sie gliedert sich nach einer Einleitung über Thesen und Fragestellung, Gliederung und Forschungsstand in sieben Sachkapitel. Sie betreffen die Frage, wer die Goten waren, die Terwingen im 4. Jahrhundert, Ulfila (Wölflein, mit nichtgotischen Großeltern, Anfang des 4. Jahrhunderts-383?) und das gotische Christentum, den Weg von der Donauüberquerung und der Schlacht von Adrianopel bis nach Toulouse, einen Exkurs über Constantinopel und die Goten, die Westgoten in Gallien und das spanische Westgotenreich um Toledo bis zur Konversion Rekkareds zum Katholizismus im Jahre 587.

 

Nach der Einleitung ist ausgehend von der Beobachtung, dass die Darstellung der Goten in den antiken Schriftquellen häufig durch Vorurteile bestimmt wurde, die Erarbeitung neuer Aussagen über die Goten das wichtigste Anliegen des Verfassers, der Rekkared einerseits (S. 14) zwischen 596 und 601 einordnet und andererseits (S. 229) im Frühjahr 586 ohne Probleme seinem Vater als König nachfolgen lässt. Unter dieser Zielsetzung betrachtet der Autor die Ursprünge des dogmatischen Bekenntnisses der Goten, seine Bedeutung für die westgotische Identität und seine letztliche Entbehrlichkeit im Jahre 589. Im Ergebnis seiner kritischen Prüfung der Quellen sieht er ansprechend Rekkareds Konversion von 587, der 589 die übrigen Goten folgten, als notwendige Voraussetzung für den Fortbestand der Herrschaft in Spanien an, weil ein Übertrtitt der hispanischen ´Bevölkerungsmehrheit zum gotischen Christentum  schlicht nicht zu erzwingen war.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler