Raim, Edith, Nazi Crimes against Jews and German Post-War Justice. The West German Judicial System during Allied Occupation (1945-1949) (= New Perspectives on Modern History 3). Oldenbourg/De Gruyter, Berlin 2015. 332 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Dass der Mensch der Feind des Menschen ist, weiß er seit langem, dass in dieser Feindschaft immer noch umfassenderes Unrecht begangen werden kann, zumindest seit dem 20. Jahrhundert. Die Feindschaft Adolf Hitlers und vieler seiner Anhänger gegenüber den europäischen Juden ist dafür das eindeutigste Zeugnis. Mit ihr und ihrer Behandlung durch die deutsche Justiz nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft in Europa beschäftigt sich das vorliegende Werk.

 

Seine 1965 geborene, in Geschichte und Germanistik zwischen 1984 und 1991 in München und Princeton, New Jersey in den Vereinigten Staaten ausgebildete Verfasserin legte 1992 eine Dissertation über die Dachauer KZ-Außenkommandos Kaufering und Mühldorf und 2013 eine Habilitationsschrift mit dem Titel Justiz zwischen Diktatur und Demokratie – Wiederaufbau und Ahndung von NS-Verbrechen in Westdeutschland 1945-1949 vor, die von Werner Schubert ausführlich besprochen wurde. Damit war grundsätzlich aber nur eine deutsche Leserschaft erreichbar. Wegen des weltweiten Interesses an der Thematik erwies sich bald auch eine anglophone Perspektive als zielführend.

 

In ihrem Vorwort erklärt die als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin tätige Verfasserin das Schreiben auf Englisch als erwartet ernüchternde und zugleich unerwartet erfreuende Erfahrung. Nach ihren eigenen Worten ist aber die persönliche Entscheidung grundsätzlich von höchster Bedeutung. Möge ihr Forschungsergebnis über die deutsche Feindschaft gegen die Juden und ihre gerichtliche Aufarbeitung nach Ende der nationalsozialistischen Herrschaft auf diesem Wege zu weltweiter Kenntnis auch jenseits der deutschen Sprache gelangen.

 

Innsbruck                                                                  Gerhard Köbler