Wirsching, Andreas, Der Preis der Freiheit. Geschichte Europas in unserer Zeit. Beck, München 2012. 487 S., 26 Abb., 13 Graf., 10 Tab. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Heidelberg 1959 geborene, von 1977 bis 1984 in Berlin und Erlangen in Geschichte und evangelische Theologie ausgebildete, 1988 in Erlangen über Parlament und Volkes Stimme in England im frühen 19. Jahrhundert promovierte, nach Tätigkeiten als wissenschaftlicher Assistent und Mitarbeiter an der Universität Erlangen, am Deutschen Historischen Institut in Paris und am Institut für Zeitgeschichte in München in Regensburg 1995 über den politischen Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918-1933/1939 habilitierte, 1996 nach Tübingen, 1998 nach Augsburg sowie 2011 nach München berufene Verfasser ist seit 1. April 2011 als Nachfolger Horst Möllers Leiter des Münchener Instituts für Zeitgeschichte. Seine Forschungsschwerpunkte sind vor allem die vergleichende deutsche und französische Geschichte im 20. Jahrhundert und die Geschichte von Weimarer Republik, Kommunismus, Faschismus und Nationalsozialismus. Auf der Grundlage der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert und der Geschichte der Bundesrepublik der Bundesrepublik Deutschland von 1982 bis 1990 hat er sich zuletzt der Geschichte Europas in unserer Zeit zugewendet.

 

Gegliedert ist die gewichtige Veröffentlichung außer in Vorwort, Einführung und Schluss in vier Teile mit 13 Abschnitten. Sie betreffen Europa und seine demokratische Revolution 1989/1990, das davon unterschiedene östliche Europa in den 1990er Jahren, das gemeinsame Europa als politisches Projekt, die Herausforderungen der Globalisierung und kulturelle Selbstbesinnungen und europäischen Identität einschließlich der Türkei, des Islam, des Postheroismus, des Holocaust und des Postkommunismus. Am Ende schildert der Verfasser Europa in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008-2011 und fragt, ob Europa zusammenwächst.

 

Auf diesem weiten Feld spricht der Verfasser auf umfangreicher Materialgrundlage zahlreiche wichtige Fragen in neuartiger Weise an. Im Ergebnis betont er eine Abhängigkeit der Zukunft der Europäischen Union von der Fähigkeit der politischen Eliten zur Lösung der gegenwärtigen Krise, deren Bewältigung freilich keine dauerhafte Sicherheit bedeuten kann. Von daher kann man sich sowohl fragen, ob die Geschichte Europas in der Gegenwart wirklich nur der Preis der Freiheit ist, wie auch, ob nur in der Geschichte Europas der Gegenwart Freiheit einen Preis hatte und hat.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler