Schneidmüller, Bernd, Grenzerfahrung und monarchische Ordnung. Europa 1200-1500. Beck, München 2011. 304 S.

 

Wer die Geschichte Europas im Internet sucht, findet die zehnbändige Reihe Geschichte Europas, die nach den Verlagsangaben herausragende Vertreter der deutschen Geschichtswissenschaft vereint, die auf dem neuesten Stand der Forschung eine zugängliche und zeitgemäße europäische Geschichte vorlegen, auf dem siebenten Platz. Erkennbar sind bereits das Erbe der Antike (Hartmut Leppin), Konfessionskriege und europäische Expansion (Luise Schorn-Schütte), Revolutionen und Reformen (Andreas Fahrmeir), Imperiale Gewalt und mobilisierte Nation (Lutz Raphael) sowie kalter Krieg und Wohlfahrtsstaat (Hartmut Kaelble). Vor allem für das spätere Mittelalter verknüpft Bernd Schneidmüller in neuer Weise die ungewisse Grenzerfahrung mit der bekannteren monarchischen Ordnung, so dass vor allem das frühere Mittelalter (800-1200) und die Jahre zwischen 1648 und 1789, 1850 und 1914 sowie 1945 und der Gegenwart noch offen scheinen.

 

Bernd Schneidmüller, Hainchen 1954) wurde nach dem Studium der Geschichte, Germanistik, evangelischen Theologie und deutschen Rechtsgeschichte in Zürich und Frankfurt am Main 1976 bei Joachim Ehlers in Frankfurt am Main mit der Dissertation Karolingische Tradition und frühes französisches Königtum promoviert und 1985 als akademischer Rat  am historischen Seminar der Technischen Universität Braunschweig mit einer Schrift über Nomen patriae - die Entstehung Frankreichs in der politisch-geographischen Terminologie (des 10.-13. Jahrhunderts) habilitiert. Danach ist er durch Arbeiten über die Welfen (819-1252) und die Kaiser des Mittelalters von Karl dem Großen bis Maximilian I. hervorgetreten und lehrt nach Professuren in Oldenburg, Braunschweig und Bamberg seit 2003 als Nachfolger Jürgen Miethkes in Heidelberg.

 

Als europäische Zäsuren seines Untersuchungszeitraums behandelt er den einleuchtend Mongolensturm, den Ausbruch der Pest und die osmanische Eroberung Ostroms. Gegliedert ist sein vorliegendes Werk in einen Querschnitt um 1200, (die) drei (genannten) Knoten mit jeweils anschließenden Systematisierungen von Herrschaft und Wissen im 13. Jahrhundert, Inszenierungen von Gemeinschaft im 14. Jahrhundert und Aufbrüchen aus Europa im 15. Jahrhundert sowie einen abschließenden Querschnitt Europa um 1500. Möge das um neun Abbildungen, Anmerkungen, eine Zeitleiste, Tipps zum Weiterlesen und ein Register der Personen- und Ortsnamen sowie 5 Karten bereicherte Werk das geschichtliche Interesse an Europa so zentral auf sich ziehen wie die (Mitte der) Umschlagabbildung aus einem katalanischen Atlas von 1371.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler