Fenske, Hans, Freiherr vom Stein - Reformer und Moralist. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012. 128 S., 9 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Nassau am 22. November 1757 als Sohn eines Geheimrats geborene, in Cappenberg am 24. Juni 1831 verstorbene Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein stieg nach dem Studium von Recht und Staatswissenschaft in Göttingen als Beamter Preußens zu einer Spitzenstellung auf. Nach der Niederlage Preußens gegen Frankreich reformierte er durch Bauernbefreiung, Fachressorts, Selbstverwaltung, Gewerbefreiheit und Wehrpflicht modernisierend die Verwaltung Preußens. Darüber hinaus förderte er die deutsche Geistesgeschichte durch vielfältige erfolgreiche Initiative.

 

Der 1936 geborene Verfasser wirkte nach Dissertation (Konservativismus und Rechtsradikalismus in Bayern nach 1918) und Habilitation (Wahlrecht und Parteiensystem) von 1977 bis 2001 als Professor für neue und neueste Geschichte in Freiburg im Breisgau. Er ist etwa durch seine deutsche Parteiengeschichte (1994), seine umfangreiche vergleichende Geschichte des modernen Verfassungsstaats von der Entstehung bis zum 20. Jahrhundert (2001), durch seine kurze deutsche Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis heute (2002) und durch zahlreiche weitere Werke bekannt geworden. Mit dem Reichsfreiherrn vom und zum Stein verbinden ihn vor allem seine Editionen von Quellenbänden der Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe.

 

Der für ein breiteres Publikum gedachte, mit Anmerkungen, Verzeichnis der Quellen und Literatur sowie einem Personenregister versehene schmale biographische Band verfolgt Stein chronologisch von der Herkunft bis zum Tode. In 14 Abschnitten werden Aufstieg in das  Generaldirektorium Preußens, Entlassung in Ungnaden, Aufstieg zum Leiter aller Zivilangelegenheiten und erneute Entlassung, Exil in Böhmen, Beratung des Zaren und Rückzug ins Privatleben nach dem Wiener Kongress sehr gut lesbar geschildert. Am Ende ordnet der Verfasser Stein mit Hugo Preuß überzeugend als einen der größten deutschen Staatsmänner des 19. Jahrhunderts ein.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler