Elsner, Gine, Heilkräuter, „Volksernährung“, Menschenversuche. Ernst Günther Schenck (1904-1998). Eine deutsche Arztkarriere. VSA Verlag, Hamburg 2010. 142 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die in Hamburg 1943 geborene Verfasserin war bis 2009 Direktorin des Instituts für Arbeitsmedizin der Universität Frankfurt am Main. Am Ende ihres arbeitsmedizinischen Berufslebens hat sie sich medizinzeitgeschichtlichen Untersuchungen zugewendet. In diesem Rahmen hat sie im vorliegenden Werk das Leben Ernst Günther Schencks betrachtet.

 

Der in Marburg am 3. August 1904 als Sohn eines Privatdozenten und späteren Professors der Chemie geborene Schenck wurde nach Abschluss seines Studiums von Medizin und Chemie in Münster, Freiburg im Breisgau und Heidelberg 1930 Assistenzarzt in Heidelberg und 1931 Oberassistent am Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg. 1933 trat er der SA bei, 1937 der NSDAP und später der SS. Nach seiner Ernennung zum Chefarzt in München wurde er 1943 verantwortlich für Ernährungsversuche im Konzentrationslager Mauthausen.

 

Die Verfasserin verfolgt seit dem 20. April 1989 auf Grund eines Hinweises auf Schencks Veröffentlichung „Patient Hitler“ diesen Werdegang sehr sorgfältig bis in die Nachkriegszeit, in der sich Schenck nach zehnjähriger Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion (2. 5. 1945-13. 12. 1955) ab 1955 für die Entschädigung von Kriegsgefangenen der Sowjetunion einsetzte. Ein gegen Schenck wegen seiner Ernähungsversuche 1965 eingeleitetes Ermittlungsverfahren wurde 1968 (wie rund 85000 von rund 95000 Ermittlungsverfahren gegen mögliche nationalsozialistische Straftäter) eingestellt. Insgesamt ordnet die Verfasserin den in Aachen am 21. Dezember 1998 verstorbenen Schenck als einen deutschen Arzt aus gutem bürgerlichem Hause ein, der bis zu seinem Tode trotz seines unbestreitbaren Wissens um tödliche Folgen der Vorenthaltung notwendiger Nahrungsmittelbestandteile niemals zugab oder zugegeben konnte, einem verbrecherischen System gedient zu haben, und stattdessen nicht ohne Erfolg durch Veröffentlichungen die Öffentlichkeit für sich einzunehmen versuchte.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler