Douglas, R. M., Ordnungsgemäße Überführung. Die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Aus dem Englischen von Richter, Martin. Beck, München 2012. 556 S., 16 Abb., 3 Kart. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Am Ende des zweiten Weltkriegs wurde abgerechnet. Die Deutschen, die 1939 unter ihrem Führer Adolf Hitler den Krieg in Europa entfesselt hatten, mussten für alles büßen, was ihre Truppen in den vorangegangenen Jahren an Tötung, Unterdrückung, Erniedrigung und Zerstörung vor allem im Osten Europas begangen hatten. Nicht alle, aber zumindest die Sudetendeutschen, Schlesier und Ostpreußen sowie andere Deutsche im Osten.

 

Deutsche Autoren müssen bei einer Befassung mit der gewichtigen und schwierigen Thematik mit dem Vorwurf der parteilichen Voreingenommenheit rechnen. Demgegenüber wird einem nichtdeutschen Verfasser eher eine objektive, sachgerechte Darstellung zugetraut. Dass der irische, an der Colgate University in Hamilton, New York tätige Historiker Douglas sie überzeugend geleistet hat, zeigt sich schon allein daran, dass bereits eine zweite Auflage seiner beeindruckenden Studie erforderlich geworden ist.

 

Der Verfasser gliedert sein gelungenes, sich auf die Jahre von 1939 bis 1949 und das Gebiet Polens und Tschechiens konzentrierendes, Anmerkungen an den Schluss stellendes, durch Bibliographie und Register abgerundetes Werk nach einer kurzen Einleitung in zwölf Kapitel. Am Beginn steht der Planer, der mit einem Foto von Edvard Beneš (und seines Gegenspielers Wenzel Jaksch) veranschaulicht wird.. Danach werden die Lage und das Verhalten der Volksdeutschen im Krieg, der Plan, die wilden Vertreibungen des Jahres 1945, die Lager und vieles mehr bis zur internationalen Reaktion und dem Neubeginn beschrieben. Das Ende bilden die Frage nach dem Recht, die bedeutungsmäßige Einordnung und das Problem der Erinnerung.

 

Im Ergebnis stellt der Verfasser auf Grund vor allem nichtdeutscher Quellen fest, dass die von den Nichtdeutschen gewollte Umsiedlung (von etwa 12 Millionen Menschen) eigentlich nach dem Potsdamer Abkommen geordnet und human erfolgen hätte sollen, dass die Wirklichkeit aber als rächende, zahllose Straftaten einschließende Vertreibung davon wesentlich abwich. Bewusst „reinen Tisch“ anstrebende Vertreibungen geschehen niemals geordnet und human. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben, so dass die Völkerverschiebung kein überzeugendes Mittel internationaler Politik sein konnte und auch nicht sein kann.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler