Heumann, Hans-Dieter, Hans-Dietrich Genscher. Die Biographie. Schöningh, Paderborn 2011. 320 S. , Ill. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Hans-Dietrich Genscher prägte als Außenminister der Bundesrepublik Deutschlands zwischen 1974 und 1992, obwohl er 1982 die sozial-liberale Koalition aufgab und auf die Seite Helmut Kohls trat, eine ganze Ära deutscher Außenpolitik. Sein Biograph sieht seine Leistung vor allem darin, dass er den Einfluss und das Ansehen der Bundesrepublik in der internationalen Politik dauerhaft stärkte. Als Jurist verdient Genscher dabei auch die besondere Aufmerksamkeit der Rechtsgeschichte.

 

In Reideburg bei Halle an der Saale am 21. März 1927 als Sohn eines früh verstorbenen Juristen geboren, wurde er 1943 Luftwaffenhelfer, wirkte 1944 im Reichsarbeitsdienst, wurde Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, meldete sich 1945 zur Wehrmacht, arbeitete nach Kriegsgefangenschaft und Entlassung als Bauhilfsarbeiter, wurde Mitglied der Liberaldemokratischen Partei, legte 1946 eine Ergänzungsreifeprüfung ab, schloss 1949 das Studium der Rechtswissenschaft in Halle mit der ersten juristischen Staatsprüfung ab und wechselte am 20. August 1952 über West-Berlin in die Bundesrepublik Deutschland, wo er alsbald der Freien Demokratischen Partei beitrat. Nach der zweiten juristischen Staatsprüfung des Jahres 1954 in Hamburg wirkte er zwei Jahre als Anwaltsassessor und Rechtsanwalt in Bremen, ehe er sich dauerhaft der Politik verschrieb.

 

Sein in Celle 1950 geborener, nach dem Studium von Musik und Sozialwissenschaft in Köln und Berlin 1980 in den Auswärtigen Dienst aufgenommener, 1982 bei Karl Dietrich Bracher promovierter, danach in Bonn, New York, Moskau und an vielen anderen Stellen tätiger Biograph begann seine Annäherung an das vorliegende Buch mit Überlegungen zur Geschichte der deutschen Diplomatie. Hieraus ergab sich in langen Gesprächen mit Hans-Dietrich Genscher, den das Werk als Mensch, Politiker und Staatsmann auf einem langen, spannenden und erfolgreichen Lebensweg begleitet, der Entschluss zur Biographie. Sie schildert einen rastlosen Staatsmann, der trotz schwieriger Ausgangslage stets klare, manchmal nur auf Umwegen zu erreichende Ziele hatte und wusste, dass geschichtliche Augenblicke nach Möglichkeit genutzt werden müssen.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler