Henning, Eckart/Herfurth, Dietrich, Orden und Ehrenzeichen. Handbuch der Phaleristik. Böhlau, Köln 2010. 363 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die aus dem Griechischen übernommenen lateinischen phalerae sind der blanke Stirnschmuck und Brustschmuck als Brustschmuck der Männer, besonders der Krieger als militärische Auszeichnung, als Brustgeschmeide der Frauen und als in halbmondförmigen Schildchen bestehender Stirnschmuck und Brustschmuck der Pferde, mit denen das Riemenwerk an Stirn und Brust geschmückt war. Etymologisch gehört das Wort zu dem Adjektiv phaleros, hellfarbig, weiß, das seinerseits auf die indogermanische Wurzel *bhel- (1) glänzend, weiß, glänzen zurückgeführt wird. Dieser Glanz war sachlich kaum lebensnotwendig, aber zur individuellen Unterscheidung wohl schon früh hilfreich und begehrt.

 

Die davon abgeleitete Wissenschaftsdisziplin Phaleristik verspricht einem mit dem preußischen Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste geschmückten Handbuch ebenfalls Glanz und Bedeutung. Seine Verfasser sind der bis 2006 als Direktor des Archivs zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin-Dahlem wirkende Honorarprofessor für Archivwissenschaft und historischen Hilfswissenschaft der Neuzeit an der Humboldt-Universität zu Berlin und der durch ordenskundliche Fachbücher und Kataloge hervorgetretene Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats in der deutschen Gesellschaft für Ordenskunde. Nach dem Geleitwort des Präsidenten der Gesellschaft haben beide in jahrelanger mühevoller Arbeit ein Werk geschaffen, das Anfängern, fortgeschrittenen Sammlern und Außenstehenden den Umgang mit historischen Orden und Ehrenzeichen erleichtern wird und soll.

 

Behandelt wird zunächst die wichtige Frage der Orden oder Ordenszeichen (Kreuze, Sterne, Medaillons, Bruststerne, Strahlen, Rangkronen, militärische Kennzeichnungen, Ketten, Bänder, Ordensdevisen, Ordenskleidung, Zeremonialgewänder) und Ehrenzeichen (Kreuze, Medaillen, sternförmige Ehrenzeichen, Dienstauszeichnungsschnallen, Abzeichen). Der Angabe von Literatur und archivalischen Quellen folgen die Geschichte der Orden und Ehrenzeichen von den antiken Ursprüngen bis in die Gegenwart, die Wissenschaftsgeschichte (mit Kurzbiographien von Registratoren, Mobilmachungsdezernenten, Privatinstitutsdirektoren, Politikerbegleitern, Konservatoren Privatgelehrten, Seruminstitutsbeamten, Geschäftsführern, Vorlesern, Bauleitern, Maurermeistern und Oberstleutnanten), das Ordensrecht in der Bundesrepublik Deutschland und in der Deutschen Demokratischen Republik, die Herstellung von Orden und Ehrenzeichen, das Sammeln und Bewahren, das Ausstellen, Vortragen und Publizieren sowie die Nachbarwissenschaften Genealogie, Heraldik, Numismatik und Medaillenkunde, Sphragistik, Symbolkunde, Vexillologie, Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte, Kostümgeschichte, Materialwissenschaften und Sozialpsychologie sowie fünf Übersichten über Museen und Sammlungen, Ordensdevisen, die Literatur, grundlegende Termini (ohne eigenes Stichwort Phaleren) und Präventivmaßnahmen zur Sammlungs-Sicherheit. Wer immer sich für körperlich-anschauliche menschliche Auszeichnungen interessiert, kann das kompakte Handbuch mit reichem Gewinn nutzen.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler